Entgegen der häufig gebrauchten Erklärung, dass Larp eine Art Improvisationstheater ist, finden Liverollenspiele nicht im Theater statt. Die Teilnehmenden sind meist Laienschauspieler und spielen auch nicht für ein Publikum, sondern für sich selbst und die Anderen.

Wo finden Larps statt?

Eine der wichtigsten Eigenschaften einer Larp-Location ist daher meist, dass man dort unter sich ist. Man kann dort ungestört spielen, ohne sich regelmäßig Unbeteiligten gegenüber erklären zu müssen, was man gerade macht. Dafür kommen abgelegene Orte in frage, wo sich nicht viele unbeteiligte Menschen hin verirren, aber auch Locations, die man leicht absperren kann. Larp findet also häufig als geschlossene Gesellschaft statt, und das ist auch gut so. Denn es ist im Interesse des Spiels, auch wirklich ungestört spielen zu können, sich auf die Geschichte oder die Immersion richtig einlassen zu können. Jemand, der nicht mitspielt stört meist oder steht im besten Fall im Weg herum. Und selbst die Larps, die in der Öffentlichkeit stattfinden legen meist großen Wert darauf, dass die Spielenden von unbeteiligten Menschen nicht als außergewöhnlich wahrgenommen werden.

Man braucht also eine eigene Larp-Location. Das kann nun eine Burg oder ein Schloss sein, ein Seminarraum oder ein Waldstück, ein Campingplatz oder ein Schiff.
Aber ist Exklusiviät schon alles?

Worauf kommt es bei einer Larp-Location an?

Will ich selbst ein Spiel machen sollte ich mich recht früh in der Planung um die Location kümmern. Dabei gelten folgende Punkte (wohl auch in dieser Reihenfolge) als wesentlich:

• Exklusivität
• Logistik
• Raumorganisation
• Ambiente

Exklusivität

Wie oben erklärt braucht man für die meisten Spiele ungestörten Raum für sich. Ständig vorbei schauende Besucher können auf Dauer ordentlich nervig sein, denn ein Larp ist nichts gewöhnliches und zieht oft neugierige Passanten an. Das ist einer der Gründe, warum viele wunderschöne Locations für Larps kaum zu gebrauchen sind: Sowohl pittoreske Burgen, detailgenaue Freilichtmuseen oder fancy Innenstadtlokale sind Ziel zahlreicher anderer zahlender Gäste, so dass eine exklusive Nutzung kaum leistbar ist. 🙁

Logistik

Es klingt trivial, aber umso länger man an einem Ort verweilen will, umso mehr muss dieser bieten:
Wenn SpielerInnen mit dem Auto anreisen braucht man Parkplätze. Bedenkt, dass das schon ganz schön viel Platz brauchen kann. Larper reisen häufig mit viel Gepäck an.
Sanitäre Anlagen wie WCs braucht man schon bei ganz minimalistischen Locations und Spielen. Geht es über mehrere Tage wären auch Waschräume oder Duschgelegenheiten toll.
(Man wird halt doch verweichlicht 🙂 )

Geht das Spiel über Nacht müssen Nächtigungsmöglichkeiten vorhanden sein. Da man in Österreich sein Zelt nicht einfach im Wald aufstellen darf muss das daher ein ausgewiesener Zeltplatz sein oder die Location bietet Zimmer oder Schlafsäle, die man nutzen kann.
Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit auf einer Larp-Location. Ein abgelegenes Waldstück oder eine Burgruine haben das oftmals nicht. Bevor man die Teilnehmenden fragwürdiges Wasser trinken lässt und deren Übelkeit riskiert sollte man in dem Fall besser jede Menge Wasserflaschen dabei haben.

Kochstellen oder eine Küche sind wichtig, wenn es über Nacht gehen soll. Ob man das Kochen organisiert oder die Teilnehmenden sich selbst versorgen lässt ist dabei einerlei, denn die Möglichkeit dazu sollte vorhanden sein. Bei offenem Feuer bedenkt, dass bei Trockenheit die Feuerwehr gern mal ein Verbot für offenes Feuer ausspricht, selbst wenn die Location eine genehmigte Feuerstelle besitzt. Einfach irgendwo ein Feuer zu machen ist in Österreich nicht erlaubt. In jedem Fall ist auch die Möglichkeit zur Kühlung wichtig. Viele Lebensmittel (Fleisch, Milch, Gekochtes) verderben ungekühlt sehr schnell und es wäre nicht das erste Mal, dass die Spielerschaft kollektiv Durchfall bekommen hätte.
Strom braucht man nicht immer, aber es wäre gut zu wissen ob es ihn gibt oder nicht. Über nacht sind bei einer stromlosen Location Taschenlampen sicher kein Fehler, man könnte aber sogar über ein Dieselaggregat nachdenken.

In jedem Bundesland gelten andere Regelungen zur Entsorgung von Müll. Wer sich nach dem Spiel ein mühsames händisches Mülltrennen ersparen will kümmert sich besser schon im vorhinein, welche verschiedenen Behälter man braucht und wo man den Müll schlussendlich entsorgen kann.

Häufig braucht man als Orga auf einer Location Funkkontakt zu den Kollegen. Bedenkt, dass das ein Problem sein kann, denn spezielle Topographie, dicke Wände etc. können den Funkkontakt erheblich verschlechtern. Abgelegene Locations haben oft auch das Problem, dass man dort einen schlechten Handyempfang hat. Ganz schlecht, wenn es einen Notfall gibt.

Sicherheit ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn in der deutschsprachigen Larpszene viel auf Eigenverantwortung der Teilnehmenden gebaut wird muss man doch drauf achten, als Veranstalter nicht grob Fahrlässig zu sein. Manche Locations sind zertifizierte Veranstaltungslocations, was einem das Leben als Veranstalter leichter macht.

Raumorganisation

Ein Larp findet nicht orchestriert auf einer Bühne statt, sondern oft auf einem weiter verzweigten Gelände. Spiel zwischen Charakteren funktioniert aber nur, wenn diese sich auch treffen. Schaffen es die Leute beabsichtigt oder unbeabsichtigt, sich ständig aus dem Weg zu gehen wird nichts passieren, was zu Langeweile oder Frust führen kann. Es macht also Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, wo was stattfinden wird.

Als Faustregel kann gelten, dass man über einen Hotspot verfügt, an dem wichtige Dinge passieren. Hält man sich dort auf ist die Chance, etwas wichtiges zu verpassen also geringer. Will man mehrere solcher Hotspots am Spiel haben muss man in Kauf nehmen, dass einer der Beiden unbespielt bleiben wird, während sich alles gerade um den anderen dreht. Mehrere Hotspots machen nur bei mehreren unterschiedlichen Gruppen oder Lagern Sinn und brauchen dementsprechend viele Menschen, die diesen Hotspot dann auch beleben.
Ein solcher Hotspot kann ein zentral gelegener Raum sein, der leicht zu erreichen ist, oder der Burghof, oder ein bestimmtes Lokal. Dort kann sich das Spiel wieder sammeln, nachdem es auseinander gegangen ist, und dort kann man als Spielleitung auch die Übersicht behalten. Verteilt sich alles zu weit bekommt man selbst nichts mehr mit, und das ist schade.

Besteht der Bedarf danach sollte man auch Platz für folgende Räume schaffen:

Ein Fundusraum ist immer praktisch, wenn man viel Zeug hat, dass schnell an die Frau muss und nicht schon zu Beginn im Spielgebiet verteilt ist. Bedenkt, wie man am besten ungesehen von der Spielerschaft in den Fundus (und kostümiert wieder hinaus) gelangen kann.

Eine OT-Zone ist kein Standard in Österreich, hat sich aber schon vielfach bewährt. Das ist ein Raum, meist etwas im Abseits gelegen, den man aufsuchen kann, wenn man genug vom Spielen hat. Man kann aus der Rolle schlüpfen, sich entspannen oder den Frust auf was auch immer auslassen. Ein solcher Raum verhindert oft, dass besagtes mitten im Spielgebiet passiert.
Im Allgemeinen macht es Sinn, im vorhinein schon den Teilnehmenden klar zu machen, was das Spielgebiet umfasst und wo es endet. Ein begrenztes Spielgebiet kann helfen, das Larp zentriert und fokussiert zu halten. Ein weitläufiges Spielgebiet kann dagegen mehrere konkurrierende Fraktionen parallel agieren lassen oder Entdeckungen ermöglichen.

Ambiente

Das Auge isst mit, heißt es beim Essen. Beim Larp ist es genau so, und eine Location, die optisch zum gewählten Setting passt, sieht einfach besser aus. Ein Barockspiel in einem barocken Schloss wird wahrscheinlich kein Problem damit haben, den Spielern eine breite Immersion zu ermöglichen.
Oft kann eine Location aber ambientetechnisch nicht ganz mithalten. In dem Fall muss man gut vorbereitet sein und den dementsprechenden Dekorationsaufwand betreiben. Es geht aber auch in die andere Richtung. Minimalistische Larps kommen oft ganz ohne Dekoration aus, bei einem Blackbox-Spiel würde diese sogar stören.
Text: Stefan Petrovic